Kinder- & Jugendpsychiatrie im Krisenmodus: Es braucht uns!
Evelyn Herbrecht
Krisen, Suizidalität, Zukunftsängste, Depressionen, das sind die Themen, mit denen wir in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aktuell weiterhin konfrontiert sind. Wir wissen aus aktuellen Studien, dass psychische Vulnerabilität in Kombination mit multiplen psychosozialen Belastungssituationen zu komplexen Störungsbildern und einer deutlich gestiegenen Inanspruchnahme psychiatrischer und psychotherapeutischer Dienstleistungen geführt hat. Es zeigt sich, dass diejenigen mit Vorbelastungen besonders betroffen sind.

«Nicht nur, aber auch um unserer Patient:innen willen, sollten wir daher bei aller Sorge um sie auch auf uns selbst achtgeben! Unsere und ihre Resilienz zu fördern ist bedeutsamer denn je!»

Die kinder- und jugendpsychiatrisch tätigen Kolleg:innen bemerken tagtäglich die Erschöpfung familiärer und sozialer Systeme ihrer Patientinnen und Patienten. Ob und wann sich diese Situation bessert, wissen wir nicht; klar ist aber, dass es uns mehr denn je braucht. Nicht nur, aber auch um unserer Patient:innen willen, sollten wir daher bei aller Sorge um sie auch auf uns selbst achtgeben! Unsere und ihre Resilienz zu fördern ist bedeutsamer denn je!
In der aktuellen Ausgabe unserer Zeitschrift wird die Thematik des individuellen Leidensdruckes von Patient:innen und Angehörigen psychisch erkrankter Menschen aus dem Kinder- und Jugendlichen-, wie auch aus dem Erwachsenenbereich in vielfacher Weise und eindrücklich thematisiert. Zwei Bücher-Reviews beschäftigen sich mit den autobiographischen Berichten zweier schwer psychiatrisch Erkrankter, die anschaulich das Leiden verdeutlichen, dass Zwangsstörungen und psychotische Erkrankungen implizieren. Zwei Selbstbetroffene berichten von ihrem Umgang mit der eigenen psychischen Krankheit und der Konfrontation mit der psychischen Erkrankung und dem Verlust eigener Kinder.
Weitere Themen der aktuellen Ausgabe sind eine Zusammenfassung eines Lancet-Artikels zum klinischen Erscheinungsbild, Pathophysiologie und Behandlungsmethoden des Tourette-Syndroms und ein innovativer Lehransatz wird mit einem Artikel zum «Stand-up-Modell» in der Psychiatrie vorgestellt. Anknüpfend an die eingangs skizzierte Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, identifiziert eine transkantonale Studie Prädiktoren und Moderatoren des klinischen Outcome nach einer Hospitalisation. Eine Sekundäranalyse einer randomisiert-kontrollierten Studie untersucht den Einfluss von Substanzkonsumstörungen auf wahnhaftes Denken bei Patienten mit psychotischen Erkrankungen und zuletzt beleutet eine deskriptive Studie in Lomé Merkmale des Karpaltunnelsyndroms.
Ich wünsche eine spannend-nachdenkliche Lektüre.