Und schliesslich haben neben den beiden Herausgeber:innen verschiedene Autoren aufschlussreiche Kommentare verfasst. René Specht hat sich die «Puzzle-Arbeit» gemacht, den Text autobiografisch sowie auch in den historischen Kontext Schaffhausens (ein «Sittenbild») zu jener Zeit zu verorten. Katrin Luchsinger ist den Spuren Fehrlins als «Mündel, Patient, Autor» gefolgt und zeichnet nach, wie Fehrlin interniert zum Fall und bevormundet wurde, mehrere Klinikaufenthalte erlebte, wobei zunehmend weniger Einträge in der Krankengeschichte zu finden sind, nach 1932 über sechs Jahre kein einziger und Fehrlin schliesslich 1943 an Herzversagen stirbt. In einem längeren Beitrag kontextualisiert Luchsinger dann die Arbeit Fehrlins im psychiatrischen Diskurs seiner Zeit und erweist ihr damit eine posthume Würdigung, indem sie sie als «gegenmodernen Beitrag zur Psychiatrie» mit den Arbeiten eines Auguste Forel, Richard Semon, Daniel Paul Schreber, Carl Gustav Jung oder Eugen Bleuler in Verbindung bringt. Alfred Richli widmet sich in seinem Beitrag aus Dialektforschungsperspektive dem Text, indem er die der Schaffhauser Mundart eigenen phonetischen, morphologischen und lexikalischen Merkmale herausarbeitet. In seiner für die erwähnte aktuelle Debatte zur Identität der Psychiatrie als eigenes Fach überaus reflektierten Überlegungen strukturiert Paul Hoff nicht nur den Text, sondern skizziert in aller Kürze den Wert einer Denktradition für das Fach. Seine Lektüre unterteilt den Text in drei Phasen. Eine erste Phase, in welcher gewissermassen ein wissenschaftlicher Diskurs dominiert, eine weitere Phase, in welcher die kommentierenden Stimmen stärker werden und der Autor sich in einem Kampf gegen sie befindet und wiederholt mit der Frage konfrontiert ist, ob er selbst es noch ist, der schreibt, oder ob die Krankheit ihn schon soweit befallen hat und also die Angst dominiert, die Kontrolle und damit die Autonomie oder auctoritas zu verlieren; bis schliesslich in einer dritten Phase des Textes der Autor verloren geht und die Stimmen Überhand nehmen und ihm diktieren, so dass auch sie es sind, die den Text schliessen, indem sie dem ursprünglichen Autor sagen, dass er ja wisse, wo sie zu finden seien: «Doktor, wenn D’denn i einiger Zit wieder Lust häscht, no ne Mol mit üs in Verchehr z’trete, so wascht jo wie me’s cha mache. Bhüet Di Gott derweil!».